Wie konnten 4 Wochen nur so schnell vergehen? Die letzte Reiseetage führt zu dem einen Gebirge, das ich bisher noch nicht besucht habe. Das Riff. Woran erkennten, das man im Riff angekommen ist? Ganz einfach: Führt jemand zwei Finger zum Mund will er nicht mehr Zigaretten schnorren sondern Haschisch verkaufen. Das Riff will mich aber nicht so recht willkommen heißen. Die Berge sind wolkenverhangen, es nieselt, ist kalt. Auch die Prognose für die nächsten Tage ist nicht viel besser.
Vielleicht sollte ich doch eine Fähre früher nehmen? Ostern zuhause mit Martin verbringen?
Mit seinen hellblau getünchten Gassen könne man Chefchaouen als orientalisches Mykonos bezeichnen. Ein richtig schöner kleiner Ort der trotz seiner Beliebtheit seinen Charm erhalten hat und nicht völlig überlaufen wirkt. Vermutlich durch seine lange Geschichte als Spanische Kolonie ist auch der Charakter der Einwohner ein ganz eigener. Geschäfte in denen man sich ganz in Ruhe umsehen kann laden dazu ein die Souvenirs zu kaufen, denen man sich bisher nicht traute zu nähern.
Im nahe gelegenen Akchour gibt es mal wieder einen Wasserfall und eine natürliche Brücke zu besichtigen. Beide sind leider nicht im selben Tal und jeweils eine 2 stündige Wanderung vom Parkplatz entfernt. Gods Bridge muss mir genügen, Wasserfälle hatte ich auch schon genug. Die Wanderung dort hin wird mächtig anstrengend der Rückweg durch die Talsohle zur üblen Kletterei. Aber schön war’s!
Die Gassen von Chefchaouen sind ein Paradies für Fotografen
Das Wetter wird wirklich nicht besser. Es kommt zwar immer mal die Sonne durch aber es bleibt kühl und feucht. Eine Umbuchung der Fähre ist möglich und so entscheide ich recht spontan die Heimreise anzutreten. Nach Tanger Med sind es noch etwa 100km. Morgen spät abends geht es auf’s Schiff, zurück in die Heimat.
Während Kälbchen seine 1300 Euro teure Lichtmaschine verbaut bekommt habe ich einen Tag um mir Casablanca anzusehen.
(sorry, aus Casa nur Handyfotos. Ich hatte keine Lust das schwere Equipment durch die Stadt zu schleppen)
Lonely Planet beginnt das Kapitel über Casablanca mit den Worten: Es wird häufig behauptet, das Casablanca außer der Moschee keinerlei Attraktionen zu bieten hat….“ und bestätigt diese dann auch auch den folgenden Seiten. Casablanca ist eine moderne Großstadt, die wirtschaftliche Metropole Marokkos. Die Stadt ist, so wie sie sich heute zeigt, nicht mehr als 150 Jahre alt. Selbst der Medina fehlt der Charme enger verschlungener Gässchen. Zu versuchen die Spuren des gleichnamigen Films zu finden ist ebenso sinnlos: Er wurde vollständig im Studio gedreht. Dennoch, etwas mehr als die Moschee bleibt schon. So die Spuren der französischen Kolonialzeit, die sich in zahllosen Art Deco Fassaden wiederfinden. im Zentrum schlummert noch so manches architektonische Schätzchen und wartet darauf eines Tages zum alten Glanz wiedererweckt zu werden, bei vielen wird das jedoch zu spät kommen. So das prächtige Hotel Lincoln von 1916, dessen Abriss die Stadt auf Grund seines historischen Wertes verbietet – dieser Abriss erledigt sich inzwischen von ganz allein.
Die bereits erwähnte Moschee beeindruckt durch ihre schiere Größe. Die drittgrößte Moschee der Welt (die größte steht in Mekka) bietet 25.000 Menschen in der riesigen Halle Platz zum Gebet. Im Außenbereich nochmals 80.000. König Hassan II ließ sich dieses Denkmal 1993 setzen und ganz bescheiden auch gleich nach sich selbst benennen.
Am eindrucksvollsten ist Größe und Pracht des (fußbodenbeheizten) Gebetssaals in dem Notre Dame in Paris oder der Petersdom in Rom Platz finden würden.
Genug vom Großstadtleben. Es wird Zeit wieder in die Einsamkeit der Berge zurück zu kehren. Von der Küste aus ein langes Stück Autobahn aber Kälbchen schnurrt wieder. Das Gute an der Aktion (und man muss ja schließlich immer nach dem Positiven suchen): Die Lima war zwar sau teuer aber die gesamte Arbeitsleistung hat nur mit 40 Euro zu Buche geschlagen. Für das Geld würde bei BMW in Deutschland noch nicht mal jemand den Diagnosestecker einstecken.
Das Ziel heisst Taza und liegt zwischen dem kleinen Atlas und dem Riff Gebirge. Der Ort ist als solches nichts besonderes aber die Umgebung ist vielversprechend.
Zunächst ist da mal der Wasserfall Ras El Oued. In mehreren Stufen stützt das Wasser ins enge Tal. Vorbei an grünen Terrassen und Bäumen im ersten Grün des Frühlings. Wäre eigentlich ganz nett, wenn ich 2-3 Stunden später dort wäre und die Sonne bereits auf das die Fälle fiele und vor allem wenn nicht alles voller Müll läge.
Das Highlight des Ausflugs ist aber ohnehin ein Stückchen weiter und unterirdisch. Gouffre du Friouato ist ein 240 Meter tiefer und 80 Meter breiter Trichter an dessen Ende sich eine riesige Tropfsteinhöhle befindet. Ausgestattet mit Helm und Lampe und unter fachkundiger Führung geht es in die Unterwelt. Zwei Kilometer weit ist der Teil der Höhle den wir erkunden können, danach sind weitere 3 Kilometer bekannt. Am Grund des Trichters zwängt man sich durch enges Loch in die erste Halle. Riesig und wunderschön. Die mitgebrachten Lampen können sie nicht ansatzweise erhellen. Weiter geht es über steile Treppen, Leitern, schwankende Planken über Wasser und Abgründe, auf allen vieren durch enge Spalten, in eine Halle nach der anderen. Da fühlt man sich doch richtig als Höhlenforscher.
Nach 2 Stunden und 720 steilen Stufen aus dem Trichter heraus hat mich das Tageslicht wieder. Anstrengend ist es schon aber es hat sich gelohnt. Schade ist nur das Besucher die Höhle auch ohne Guide besuchen dürfen. Überall Müll, kaum ein erreichbarer Tropfstein, der nicht abgebrochen wurde und „I was here“ Kritzeleien überall. So viele Menschen haben einfach keine Respekt vor der Natur.
Ich sehe aus wie Sau als ich wieder aufs Motorrad steige (gut, das tat ich vorher auch schon aber eben anders)
Jetzt noch etwas Natur auf dem Rückweg nach Taza. Die Straße schlängelt sich wunderschön durch Kiefern und Korkeichenwälder. Gerade die knorrigen Korkeichen haben es mir angetan. Im Nationalpark gibt es eine Vielzahl von Wanderrouten zwischen anspruchslosen 2km und tagesfüllenden 18km. Das nächste mal will ich hier etwas mehr Zeit mit Wanderungen verbringen.
Auf den Jebbel Tazzeka führt steil eine reichlich holprige Piste. Von dort oben sollte der Ausblick auf Riff und Atlas Gebirge sich lohnen.
In den vergangenen Wochen hatte ich selten Temperaturen von über 20 Grad. Dennoch saß ich, auch bei 5 Grad, meist zum Frühstück draußen in der Sonne denn die hat schon sehr viel Kraft. An geschützten Stellen ist es aber noch immer kalt. Der verbliebene Schnee schmilzt nur langsam und kann noch eine ganze Weile für aufgeweichte Pisten sorgen. Nicht weit vom Gipfel erreicht die Piste einen Wald. Hier liegt der Schnee noch durchgängig, entsprechend matschig ist die Piste und für mich damit Schluß. Hier werden nicht oft Autos durchkommen. Hier stecken bleiben – oder schlimmeres könnte schnell in Typ 3 Spass enden. Schade aber war trotzdem schön.
Ein Fahrtag nach Midelt über Imilchil steht heute auf dem Plan. Weiter durch den mittleren Atlas vorbei an einigen Seen verspricht weitere schöne Eindrücke. Imilchil ist die meiste Zeit des Jahres nichts weiter als ein nettes Berberdorf. Bis es im September aus aus seinem Schlaf erwacht wenn es während des dreitägigen Heirates-moussem von Besuchern überschwemmt wird. Auf dem riesigen Fest halten einheimische Berber nach der Liebe ihres Lebens ausschau und die umschwärmten Damen zeigen sich von ihrer besten Seite.
Ich hingegen schaue lediglich nach einer Werkstatt aus.
Morgens schon startete das Motorrad nur wiederwillig. Es klang sehr nach schwacher Batterie. Unterwegs fallen dann noch alle Anzeigen aus, der Motor läuft nur stockend. Durchhalten bis Imilchil, dem einzigen Ort im Umkreis von 120km! Die Batterie ist tatsächlich leer. Auch eine Starthilfe will zunächst nicht klappen. Der Mechaniker vermutet das Starterrelais. Nach der gar nicht so unähnlichen Erfahrung in Tansania (www.two2cape – Das Ende der Safari? ) lasse ich mich aber so schnell nicht vom Offensichtlichen abbringen.
Es wird gemessen und herum probiert. Schließlich funktioniert auch die Starthilfe. Es war wieder nur ein Kontaktproblem. Aber die Diagnose ist eindeutig: Die Batterie ist zwar leer aber ok, wird jedoch nicht mehr geladen. Wahrscheinlich ist der Spannungsregler defekt. Die einzige BMW Werkstatt in der ein Ersatzteil zu bekommen wäre ist in Casablanca, 350km entfernt. Nach dem die Batterie eine Stunde am Ladegerät hing fahre ich genau dort hin.
Auf einmal sind die kurvigen Bergstrecken gar nicht mehr so schön. Ständig Schotter und Schlaglöcher, dann noch eine Baustelle von 60km Länge! Ich will nur noch so schnell wie möglich raus aus den Bergen, auf die Autobahn und nach Casablanca. Dann läuft mir doch noch so ein blödes Huhn ins Moped. Anhalten kann ich nicht. Wer weiss ob der Motor dann wieder startet. Die Elektronik ist jedenfalls schon wieder tot. Das Huhn auch.
Um Strom zu sparen hab ich den Scheinwerfer abgeklemmt. Um halb 8 zwänge ich mich ohne Licht und mit fast leerem Tank (zum Tanken müssten ich dem Motor abstellen) durch den Großstadtverkehr. Auch dem Navi ist inzwischen der Strom ausgegangen. Seine Versorgung durch die Batterie musste ebenfalls eingespart werden. Völlig entnervt und hungrig finde ich schließlich ein akzeptables Hotel. Morgen zu BMW. Die werden’s schon richten.
Der Tag vergeht mit warten und endet mit der schlechtesten aller möglichen Resultate: Es ist die Lichtmaschine. Die kostet nicht nur 1300 Euro sondern ist auch nicht in Marokko vorrätig. Man könnte sie zwar aus München bestellen aber das dauert mindestens eine Woche.
Ich wäre aber nicht in Afrika wenn das jetzt das Ende der Safari wäre. Der Chef der Motorradabteilung in der BMW Niederlassung hat noch einen Vorschlag: Die Lima aus einem neuen Motorrad aus- und bei mir einbauen. Das wird zwar auch nicht billiger aber ich bin schon morgen wieder auf der Straße.
So machen wir das und ich sehe mir inzwischen Casablanca an.
Es ist ein langer Fahrtag aus der Sahara zurück in die Berge. Einen größeren Bogen schneide ich ab in dem ich den Tizi-n-Tazazert Pass überquere. 70 Kilometer Piste bis auf 2800 Meter Höhe. Die Aussichten sind phänomenal aber die Piste hat es in sich. Steile Anstiege über losen Schotter und Felsen, links geht es fast senkrecht in die Tiefe. Ich bin heil froh als ich endlich wieder Asphalt unter den Rädern habe.
Wohin es mich so schnell zieht sind die großen Schluchten, eines der Highlights Marokkos. Dades und Todra verlaufen fast parallel zueinander. Durch Todra verläuft eine Asphaltstraße. Die Straße durch die Dades Schlucht ist nur zur Hälfte geteert. Danach folgen weitere 50km Schotter und ein Pass von fast 3000 Metern Höhe bevor die beiden Straßen sich treffen. Eine Rundtour ist im Prinzip möglich hängt aber stark vom Zustand der Piste ab. Vor 2 Wochen traf ich eine Gruppe Italiener, die umkehren mussten. Schmelzwasser hatte die Piste zu klebrigem, rutschigen Matsch aufgeweicht. Der Matsch kann die Radläufe derart verkleben das die Räder blockieren. Ich hoffe das es inzwischen trockener und die Straße befahrbar ist.
Der Ort Tingehir, den ich mir als Ziel ausgesucht habe liegt am Eingang der Todar-Schlucht. Den Ort hatte ich mir schöner vorgestellt. Er ist nur eine Durchgangsstation zur Schlucht – so auch für mich. Die Todra Schlucht enttäuscht auch wirklich nicht. An der engsten Stelle ragen senkrechte Felswände 250 Meter in die Höhe und lassen gerade mal genug Platz für eine enge Durchfahrt und den Fluss, der sich die Schlucht gegraben hat.
Die auf die eigentlich Schlucht folgende Strecke ist nicht weniger schön. Nicht ganz so schön ist das ich morgens vergass zu tanken und tatsächlich keine Tankstelle mehr auftaucht. Die Piste will ich nun wirklich nicht mit fast leerem Tank beginnen, auch wenn es eigentlich noch reichen sollte. Also muss eben der Schwarzmarkt herhalten.
Während die Frauen auf den Feldern schuften oder im Fluß die Wäsche waschen sitzen die Herren beim Tee in der Sonne. Ich schließe mich beidem an: Tee und Sonne. Die Piste lässt sich zunächst sehr gut an. Wenn das so bleibt steht der Rundtour bis in die Dades Schlucht nichts im Wege. Aber noch ist die Passhöhe nicht erreicht und wer weiss wie es auf der anderen Seite aussieht. Als mir dann noch ein Wohnmobil entgegen kommt scheint die Sache perfekt. Was der schafft packe ich allemal. Obwohl an dem Auto auch einiger Matsch klebt. Ganz so weit komme ich aber nicht. Ein Jeep blockiert die Straße.
Ahmed, Tour Guide und Inhaber eines Hotels war mit zwei deutschen Wohnmobil-Touristen auf der Passhöhe, wo sie den ersten platten Reifen hatten und nun wenige Kilometer später ist auch der Ersatzreifen platt. Eine Pumpe ist bereits unterwegs. Bei genauerer Betrachtung des Reifens wird klar das die nicht viel helfen wird. Es ist zwar nur ein kleiner Riß bestimmt zu groß als das der Reifen die Luft halten würde. Mit meinem Reifenreparatur Kit konnte ich schon häufiger Reifen flicken. Ob das auch bei dem Riß klappt probieren wir. Es funktioniert zumindest so gut als das eine vorsichtige Weiterfahrt ins Tal möglich ist.
Ahmed rät mir von meiner Weiterfahrt über den Pass jedoch ab. Sehr naß, sehr viel Matsch. Ich soll lieber mitkommen. Kürzlich kam ich an einem Abzweig zu Höhlen und einem Wasserfall vorbei. Dort hin wollten sie noch. Also gut. inzwischen ist es ohnehin schon etwas spät. Guck ich mir halt den Wasserfall an. Der Abstecher lohnt absolut. Der Wasserfall ist zwar nicht sonderlich groß aber die in der Sonne glänzenden Eiszapfen in der Sonne lassen den Wasserfall surreal erscheinen. Noch ein Stück weiter den Berg hinauf überspannt ein riesiger Felsbogen das Ende des Tals. Es handelt sich um den ehemaligen Eingang zu einer riesigen Halle, die in eine Höhle mündet. Das Dach der Halle ist eingestürzt, was den Bogen zurück ließ. Die Höhle erstreckt sich bis weit in den Berg hinein. Leider habe ich keine Lampe dabei und das Handy vermag die Finsternis nicht wirklich zu durchdringen. Wasserrauschen ist zu hören, Tropfsteine von unten und oben. Hier kommt kaum mal jemand her. Ob die Höhle überhaupt jemals erkundet wurde?
Die beiden Deutschen Touristen loben Ahmed’s Hotelzimmer und Küche und als mir als Dank für meine Hilfe noch ein kostenloses Abendessen angeboten wird fällt die Entscheidung nicht mehr schwer.
Bei einem tatsächlich sehr leckeren Abendessen geht ein weitere Tag, der eigentlich gar nicht so geplant war aber um so schöner wurde zu Ende. Der krönende Abschluss: Es gibt Bier! For morgen wird eine Horde Holländer erwartet für die schonmal Bier gebunkert wurde.
Tags drauf wird die Dades Schlucht von der asphaltierten Seite her in Angriff genommen. Anders als Todra aber nicht minder schön. Spektakulär ist die Straßenführung.
Bis zum Ende des Asphalts will ich auf jeden Fall. Und dann umdrehen? Oder es doch probieren? Da ist schließlich ein Wohnmobil durch gekommen! Da wird der Motorradfahrer schon an seiner Ehre gepackt! Andererseits in 3000 Meter Höhe liegen zu blieben und eventuell sogar noch die Nacht verbringen zu müssen wäre definitiv Typ 3 Spass.
Typ 1 Spass erscheint als Idee lustig und enttäuscht auch in der Umsetzung nicht. Die Typ 2 Spass erweist sich in der Realität als nicht ganz so toll gibt aber zumindest noch eine gute Geschichte für daheim ab. Typ 3 entsteht gern im fortgeschrittenen Zustand der Alkoholisierung und taugt nicht mal mehr für eine spannende Geschichte.
Aber nichts dergleichen: Typ 1 Pur! Es hat zwar vereinzelte matschige Passagen aber die sind kurz und meist zu umfahren. Die Mühe wird mit wunderbaren Panoramen entlohnt.
Und dann treffe ich auch noch den Helfer von Ahmed, mit dem ich gestern den platten Reifen seines Jeeps reparierte. Er ist heute mit einigen Freunden dabei ein Haus zu bauen. Eine neue Herberge soll entstehen. Ob er mit dem Projekt hier, wo kaum mehr als 2 Touristen am Tag vorbei kommen erfolgreich sein wird? Es gibt natürlich erst mal Tee und vom Mittagessen, Fleischspieße vom gegrillten Schaf mit Brot, ist auch noch übrig. Das arme Tier hat wohl erst am Morgen sein Leben gelassen. Nackt liegt es neben seinem Fell, an dem auch der Kopf noch hängt.
Das besondere an dieser Begegnung ist das ich die Gelegenheit habe die traditionelle Bauweise life zu sehen. Das letzte Element der ersten Ebene, eine Stumpflehm Mauer wird gerade angefangen. Eine Verschalung sorgt für seitlichen Halt. Unten werden einige Steine eingebracht und darauf: Lehm. Die gesamte Mauer besteht aus nichts als fest gestampftem Lehm ohne jegliches Bindemittel. Jeder Regen greift diese Mauern sofort an. Aber es regnet ja nicht oft. Die Bauweise ist einfach, das Baumaterial kostenlos und schnell geht es auch. Der Rohbau soll in 5 Tagen fertig sein. Die gesamte Auberge soll in höchstens 2 Monaten die ersten Gäste bewirten. Viel Erfolg!
Im Hotel ist inzwischen ein ganzes holländisches Altersheim in 13 Wohnmobilen eingetroffen. Mir soll’s recht sein. Es gibt Bier.
Wer Marrakech nur auf den Touristischen Trubel in den Souks und am Djemma el Fna reduziert tut der Stadt sicherlich unrecht. Gerade in der Architektur hat Marrakech wirklich viel zu bieten. Ich verbringe den Tag damit durch die Gassen zu streifen, sehe mir den Palast und eine Koranschule an.
Die Kehrseite all des Trubels gibt es natürlich auch:
Für dieses Bild fange ich mir fast etwas Ärger ein. Sowas wird nicht gerne gesehen. Den Kobras und Klapperschlangen der Schlangenbeschwörer geht es sicherlich nicht besser.
Abends geht es wieder auf dem Djemma el Fna denn das gute an diesem Platz ist das Essenangebot am Abend: Dieses mal lasse ich mich von gebratenen Würstchen mit Brot und Salat verführen und weil das allein noch nicht satt macht danach noch eine Suppe. Keine Ahnung was da drin ist aber lecker wars.
Ich denke das wichtigste habe ich gesehen als ich mich tags drauf wieder in die Berge begebe. In Ouzoud, nicht all zu weit von Marrakech entfernt gibt es mal wieder einen Wasserfall zu besichtigen. Damit die Strecke dahin nicht ganz so langweilig ist mache ich einen großen Bogen durch den hohen Atlas. Was als gut ausgebaute Strasse beginnt entwickelt sich mit steigender Höhe zur Schottenpiste. Auf über 2300 Metern wird es reichlich kalt. Dennoch der Schnee schmilzt auch hier aber das Schmelzwasser weicht die ansonsten recht gute Piste zu glitschigem Schlamm auf. Der kleine Umweg wird mit wunderbaren Aussichten um so mehr belohnt.
Ouzoud enttäuscht nicht. Dieses mal ein Wasserfall mit Wasser. Ist ja auch irgendwie schöner. Ich verbringe den Tag damit die Schlucht hinunter zu laufen. Mehr kletternd als laufend bahne ich mir meinen Weg entlang des Flusses. ich will bis zum Ende der Schlucht denn dort soll eine trockene Tropfsteinhöhle sein, die ich noch finden möchte und schließlich auch finde. Die Sonne steht schon tief bis ich zurück an meiner einfachen Herberge bin. Ein schöner aber anstrengender Tag.
Die Nächte sind noch immer sehr kalt. Bei gerade mal 6 Grad starte ich am folgenden Morgen. Es wird wieder Zeit mich gen Süden zu wenden. Dieses mal überquere ich den hohen Atlas über den Tizi-n-Ticka Pass. Auf halber Höhe treffe ich Tony, der gerade dabei ist sich ein Speckstein-Kamel aufschwatzen zu lassen. Wir haben beide das selbe Ziel für den Tag und als wir uns später zum dritten mal treffen fahren wir auch gleich ein Stückchen zusammen weiter.
Das Highlight des Tages ist Ait Ben Haddou. Die sehr gut erhaltene Kasbah diente bereits zahllosen Kinostreifen, darunter Indiana Jones Jagt nach dem Juwel vom Nil, Lawrence von Arabien und Jesus von Nazareth als Kulisse. Heute wird die Kasbah nur noch von ein wenigen, die sich ihr Geld mit Souvenirverkauf verdingen bewohnt. Durch das fast trockene Flussbett des Oued Ounilla erreicht man die von Palmen umstandene Kasbah. die Lehmmauern und Türme ziehen sich malerisch den Hügel hinauf. Ganz oben auf für die gute Aussicht ein verfallener Kornspeicher (Agadir).
In Ouarzazate ist die von Lonely Plante empfohlene einfache aber ordentliche Herberge ist schnell gefunden. Tony zieht, begleitet von meinem müden Lächeln zunächst mal los um nach neuen Motorradhandschuhen zu suchen. Wie Naiv, denke ich, hier Motorradhandschuhe kaufen zu wollen. Eine halbe Stunde später steht er aber tatsächlich mit ein paar nagelneuen Motorradhandschuhen wieder in der Tür. Wer hätte das gedacht? Dieser Erfolg muss mit ein paar Bierchen begossen werden. Wo es Handschuhe gibt muss es auch irgendwo Bier geben. Bei Dimitros gibt es nicht nur Moussaka und Lasagne sonder auch Bier. Kulinarisch halte ich mich aber doch lieber an die einheimische Tagine.
Weiter geht es der Sahara entgegen. Die Straße der 100 Kasbas schlängelt sich entlang des Draa Flusses durch eine tiefe aber breite Schlucht. Ring herum schroffe Felsen, trockene Wüste. Auf der Talsohle sattes Grün von Feldern, Birken und Palmen. 1000 Kasbas ist vielleicht gar nicht mal so sehr übertrieben. Wir verlassen die Hauptstraße und nehmen die parallel verlaufende Schottenstrecke. Von Dorf, zu Dorf, entlang des Flusses gesäumt von Palmenhainen. Die Stecke hat es aber stellenweise ziemlich in sich. Steile Anstiege über grobe Felsen sind mit dem schwer beladenen Kälbchen nicht ganz ohne. So schön solche Straßen auch sein mögen: Die Piste erfordert die volle Aufmerksamkeit. Wer die Landschaft bewundern möchte liegt schnell auf der Nase.
Und wo wir schon beim Thema sind: Tonys Rahmen hat einen riss und wird geschweißt.
Die meisten Kasbahs sind heute aufgegeben. Moderne Häuser entstehen direkt neben den aus Stampflehm und Stroh erbauten Kasbahs. Es regnet zwar nicht oft hier im Süden aber sind die schützenden Dächer einmal eingebrochen „schmelzen“ die Lehmbauten dahin. In ein paar der Ruinen klettern wir herum und versuchen das Spiel aus Licht und Schatten in ein paar schönen Bildern einzufangen.
Das heutige Ziel M’hamid El-Ghiziane liegt nur eine Handvoll Kilometer nördlich der Algerischen Grenze. Das originale Kult-Schild „Timbuktu 52 Tage“ hängt wohl inzwischen in irgend einem Wohnzimmer. IN Zagora und dem südlicher gelegen M’Hamid kamen früher die Kamel Karawanen aus Timbuktu an. Heute sind die Städtchen Ausgangspunkt Sahara Expeditionen aller Schwierigkeitsklassen. Der Turnschuhtourist kann sich für ein paar Tage auf dem Rücken eines Kamels zu den Dünen schaukeln lassen oder mit weniger Belastung für den Magen in wenigen Stunden per Jeep. Im Ort reiht sich eine Reparaturwerkstatt und Service Station für Offroad Trucks an die nächste.
Wir kommen in einem äußerst schönen Camp „Dar Sidi Bounou“ unter. Eine Gruppe deutscher Motorradfahrer mit sehr wüstengängigen, leichten und entsprechend grob bereiften Mopeds ist schon da. Die Gruppe ist mit einem Support Fahrzeug unterwegs, kann völlig ohne Gepäck den Tag genießen und am Abend einen gedeckten Tisch genießen. Nancy, eine ältere Engländerin, die das Camp betreibt kümmert sich fast schon mütterlich um ihr Gäste. Auch nicht schlecht aber nicht mein Stil zu reisen. Das Supportmobil unterstützt nicht nur die Fahrzeuge sondern auf die Fahrer mit Bier und Wein.
Das Camp ist ei Wüstentraum: Dünen im Garten dazwischen Berberzelte und Lehmziegelhütten. In eines der Berberzelte werden zwei zusätzliche Matratzen gelegt und so ist auch für uns noch Platz. Die Nachtruhe stört nur einer von Nancy’s Hunden. Zwei ihrer Hunde haben sich an irgendwas arg den Magen verdorben und zum “Wunden lecken” zurückgezogen. Rex, der dritte im Bunde heult seine Einsamkeit uns Verzweiflung in die Nacht. Es ist wirklich herzergreifend wie er leidet.
Die Sterne leuchten hell vor der Silhouette von Palmen und Sand. Hier gefällt es mir. Wir sind erst spät angekommen und ich will auf jeden Fall noch etwas mehr Saharafeeling als das ich schon morgen wieder abreisen könnte. Tony kennt Wüste aus Australien und durch seine Arbeit als Geologe schon zur Genüge. Ihn zieht es weiter die beiden berühmten Schluchten Dades und Todra zu befahren. So trennen sich unsere Wege wieder. Wer weiss vielleicht trifft man sich ja nochmal irgendwo?
Ganz ohne Gepäck versuche ich morgens in die Sahara vorzudringen. Schon nach wenigen Kilometern verläuft sich die Piste. Einzelne Reifenspuren verschwinden in der Ferne. Ab hier wird nur noch per Kompass gefahren. Immer mehr, immer tieferer Sand und es kommt das unausweichliche: ich komme ins schlingern, und stehe schwups quer zur Fahrtrichtung und so richtig tief im Sand. Die Kombination aus schwerem Motorrad, ungeeigneten Reifen und unfähigem Fahrer ist einfach nicht Sahara Kompatibel.
Also Motorrad ausgraben und zurück. Dann wird das eben ein gemütlicher Tag. Moped, Fahrer und auch dieser Blog könnten ohnehin mal etwas Pflege brauchen.
Ein paar wunderschöne Tage sind unglaublich schnell vergangen.
Dem Motorrad-Offroad Führer folgend machte ich mich auf die Suche nach den richtig schönen Schottenstrecken. Jedoch schon an der ersten Gabelung schickt mich das Roadbook auf die falsche Straße. Das gute daran: als ich schließlich umdrehe kommt mir die BMW F800Gs, die ich gestern schon gesehen hatte entgegen. Wir wechseln ein paar Worte und noch bevor wir auch nur einander Namen kennen fahren wir gemeinsam weiter.
Es wird ein perfekter Tag: Über den höchsten Pass des Anti Atlas Gebirges, überwältigende Landschaften, enge Schluchten, schmale Sträßchen. Ein langer Tag an dessen Ende wir beide glücklich und müde überlegen schon was wir morgen machen können. Das mit der Vorstellung haben wir inzwischen natürlich auch erledigt. Willi ist Fahrlehrer aus München, und so wie ich auf einer etwa 6 Wöchigen Tour durch Marokko. In den nächsten Tagen will er mit Freunden aufs Mountainbike umsatteln. Wesentlich anstrengender aber bestimmt auch sehr schön.
Sein Hotel ist gegenüber dem meinen, kostet nur die Hälfte und ich muss zugeben beherbergt die wesentlich cooleren Gäste. Hier lerne ich auch Tom mit seiner Frau Tanja und dem 9 jährigem Alexis kennen. Der Kleine hat es mir richtig angetan. Selten habe ich einen so aufgeschlossenen und ausgeglichenen Jungen kennengelernt. Tom ist Künstler; fotografiert und malt, was uns was uns Stoff für einige sehr intensive und interessante Gespräche auf der Hotelterrasse bietet.
Zwischenzeitlich machen Willi und ich uns nochmal mit den Mopeds auf. In der Nähe gibt es einige imposante Granitfelsformationen, die in den Neunzigern ein belgischer Künstler bunt angemalt hat. Diese wollen wir als Kulisse für ein paar spektakuläre Aufnahmen machen.
Das Ergebnis ist zwar nicht ganz so spektakulär aber Spass gemacht hat es allemal. Allein mein Motorschutz, der letztes Jahr in Kenia aus seiner Verankerung gerissen wurde (mit anschließendem durchschlagen der Ölwanne) bleibt schon wieder auf der Strecke. Die originale Befestigung war damals ausgerissen. Der Schutz wurde darauf provisorisch mittels Schlauchschellen wieder befestigt. Wieder Zuhause hatte ich das Provisorium etwas optimiert und zum Faktum erklärt. So richtig viel hält die Konstruktion aber nicht aus. Also gibt es am Nachmittag erstmals was zu basteln. Bei Willi verliert ausserdem das Vorderrad etwas Luft und der hintere Reifen hat einen kleinen Riss. Die „Reparatur“ des Risses dürfte wohl eher kosmetischer Natur sein aber der Vorderreifen ist am Ende wieder dicht.
Tags darauf macht Willi sich auf den Weg nach Agadir um seine Freunde zu treffen, auch Tom und seine Familie wollen sich langsam wieder in Bewegung setzen und so breche auch ich meine Zelte ab. Es waren vier wunderbare Tage in Tafraout. Vielen Dank euch allen dafür!
Das nächste Ziel ist Marakkesh. Taroundannt als Zwischenstation klang im Reiseführer spannender. Am Horizont sehe ich schon die Schnee bedeckten Gipfel des Hohen Atlas – immerhin. Ich finde mich in Taroudannt aber nicht so recht zurecht, kann kein gescheites Hotel finden hab gleich wieder einen „Führer” am Hacken, der doch nur wieder Geld will und nicht los zu werden ist. Nun ja, als nächstes kommt das berühmte Marakkesh. Das wird bestimmt besser – dachte ich.
Der Morgen begrüßt mich grau und trüb. Vom Atlas ist nichts mehr zu sehen. Unterwegs packe ich sogar wieder meine Winterhandschuhe aus. Es ist kalt. Schade, gerade heute wo ich das Gebirge überquere. Aber Petrus (oder wer auch immer im Islam für das Wetter zuständig ist) hat ein einsehen. Als ich den Fuß des Gebirges erreiche klart es auf und ich kann eine phantastische Passtrasse bei strahlendem Sonnenschein und sehr angenehmen Temperaturen passieren.
Auf der Passhöhe treffe ich eine Gruppe Italiener die auf einer einwöchigen, geführten Tour sind. Sie wollen ihre Reise heute in Marakkesh beenden. Ich hole mir einige Tips für meine Weiterreise. In der Stadt habe ich noch kein Hotel ausfindig gemacht . Der Führer der Gruppe kennt sich aus und natürlich darf ich mich ihnen anschließen. Die Gruppe ist recht langsam unterwegs, ich halte immer wieder für ein Foto so das wir halbwegs in der selben Geschwindigkeit ins Tal fahren. Unten angekommen sind sie jedoch plötzlich weg und tauchen auch nicht wieder auf.
Fahre ich halt doch allein nach Marakkesh und ein Hotel werde ich schon finden. Letzteres gestaltet sich sehr mühsam. Die Hotels die ich sehe sind alle sehr teuer. Ich verfranse mich total in der Medina, lande in den engsten Gassen. Das Motorrad passt kaum zwischen den Souvenierständen hindurch. Auf die „Helfer“ die doch bloß wieder Geld haben wollen habe ich kein Lust und so wird die Hotelsuche zur echten nerven Probe. Kurz bevor ich frustriert das Unternehmen Marakkesh abbreche finde ich doch noch ein nettes Riad zu (nach Verhandlungen) halbwegs vernünftigem Preis und mit Garage für’s Kälbchen.
Also ab ins Getümmel, Marakkesh angucken.
Am Abend suche ich mir ein Lokal mit Ausschanklizenz und ertränke meine Enttäuschung in Alkohol. Marakkesh ist ein einziger Touristen Moloch. Der berühmte Djemaa El-Fna Platz hat schon eine gewisse Faszination: Schlangenbeschwörer, Tänzer, Musiker, Affen und Gaukler aller Arten. Dazu die verschiedensten Garküchen. Reize für alle Sinne. An einem Stand wird Schafskopf angeboten. Der einzige Stand an dem nur Marokkaner sitzen. Das probier ich auch. Schmeckt gar nicht mal so schlecht muss ich aber nicht gerade täglich haben.
Ja, klingt alles ganz spannend wenn das nicht alles eine reine Inszenierung für die tausenden von Touristen wäre. Ständig will jemand Geld. Fotografiert man etwas wird sofortige Bezahlung vehement eingefordert. Der Souk (Bazar) ist riesig. Natürlich verlaufe ich mich sofort. Früher muss es hier einmal phantastisch gewesen sein. Heute gibt es in den unzähligen Gassen überall die gleichen Souvenirs.
Morgen werde ich mich von diesem Trubel fern halten, mir lieber einige wenige, hoffentlich nicht so überlaufene Ziele ansehen und dann geht es wieder zurück in die Berge und aufs Land.
Von Essaouria sollte es nur ein kleines Stück gen Süden gehen. Im Paradise Valley verspricht der Reiseführer die Mandelblüte und etwas weiter das Tal hinauf die eindrucksvollsten Wasserfälle Nordafrikas.
Alles in allem eine herbe Enttäuschung: Die Mandelblüte ist schon vorbei. Das Paradise Valley zwar ganz hübsch aber bei 7 Grad und Nieselregen kann ich das nicht so recht genießen, tja und die eindrucksvollsten Wasserfälle?
Nicht ein Tropfen Wasser!
Eigentlich wollte ich in diesem wunderschönen Tal bleiben, noch etwas spazieren gehen und die Landschaft genießen aber dank oben beschriebener Bedingungen zieht es mich doch nochmal ein Stück weiter. Bis zum Rand der Sahara ist es schließlich nicht mehr weit und da muss es doch mal wärmer werden!
Noch ein gutes Stück Richtung Süden. Kurz hinter Sidi Ifni endet das offizielle Marokko und es beginnt die Westliche Sahara, ein Landstrich, den Marokko nach dem Ende der Kolonialzeit annektiert hat. Ab hier ist wirklich nur noch Wüste und für mich der südlichste Punkt der Reise erreicht. Die Situation in der Western Sahara ist etwas unsicher. Touristen sind nicht so arg gern gesehen und Journalisten überhaupt nicht. Journalist bin ich zwar nicht aber dank dem Kamera equipment, das ich so rumfahre könnte ich dafür gehalten werden. Gab schon bei der Einreise nach Marokko etwas Diskussionen.
Sidi Info ist so ziemlich das Ender der Zivilisation vor der Wüste. Ein Städtchen in dem Art Deco und Jugendstil Gebäude leise vor sich hin gammeln, den Kolonialzeiten nachtrauernd.
Die Fahrt hier her war Traumhaft: Wunderbare Kurven auf zu meinst sehr guten Asphalt schlängeln sich entlang der Küste. Ein kräftiger Seitenwind trübt die Freude etwas sorgt dafür aber gewaltige Wellen im Atlantik. Der Ort bietet nicht viel, es sei den man ist Surfer. Bei den Wellen kann ich mir das auch gut vorstellen. Aber selbst den coolen Jungs aus den Surfcamps scheint es zu kalt zu sein.
Etwas nördlich hat der Atlantik zwei imposante Bögen in die Felsen gegraben:
Von wegen Sahara und Wüste und heiß und so! Nix. Ist genau so kalt hier! Dann soll es wohl so sein. Noch weiter in den Süden will ich nicht also mach ich mich auf in die Berge. Der Anti Atlas soll hübsch sein. Zunächst nochmal ein paar Fahrbilder für Toni
Inzwischen angekommen in Tafraoute . Und endlich der kalte Wind ist vorbei und es wird wärmer. Den ersten warmen Tag genieße ich ein einer kleinen Gruppe bei einer Trackingtour und Jeep Rundfahrt durch die Berge. Ein wirklich schöner Tag. Morgen will ich das ganze auf Schottenpisten und eigenen zwei Rädern erkunden. Ein paar andere Motorradfahrer habe ich inzwischen auch getroffen. Zwei Stuttgarter sind schon fast am Ende ihrer Reise. Mit richtig schwer bepackten KTM’s waren sie 3 Wochen unterwegs. Gegenüber meines Hotels steht heute noch eine F800GS aus München. Den dazu gehörigen Fahrer konnte ich noch nicht ausfindig machen. Vielleicht trifft man sich ja noch zum Erfahrungsaustausch.
Die Felsmalereien finde ich besonders klasse. Die hatten damals schon Geschmack. Bei den Kühen sind die Steaks schon eingezeichnet!
Um die 15 Grad und teils wolkig, da ist es mir in den Bergen eindeutig noch zu Kalt.
Ed Jadida heist das Ziel der ersten Etage, etwa 450 Kilometer. Wohl nicht besonders interessant: eine Portugiesische Zitadelle und die obligate Medina. Damit das Ganze aber kein reines Kilometerschrubben wird gibt es unterwegs noch ein paar alte Steine anzugucken.
Lixus war eine antike römische Stadt, die sich auf eine Fläche von 75 Hektar erstreckte. Zu Reichtum war sie vor allem durch die Herstellung der im Rom äusserst beliebten Fischsoße geworden. In 150 mannstiefen Becken wurde vor allem Tunfisch über 3 Monate lang eingelegt und so daraus eine Soße gewonnen. Kein Wunder das die Stadt nach dem Untergang des römischen Reiches aufgegeben wurde. Der Gestank muss bestialisch gewesen sein. Höchstens die Hälfte der Anlage wurde bisher freigelegt und das Wenige erobert sich die Natur bereits wieder zurück. Im Herbst soll ein Besucherzentrum eröffnet werden und damit auch die Mosaiken, die hier gefunden wurden wieder an Ort uns Stelle zu besichtigen sein. Bis dahin klettert man über ein Mäuerchen und lässt sich vom Wächter gegen ein kleines Trinkgeld über den Hügel führen.
In Ed Jadida kann ich das ausgesuchte Hotel nicht finden und hab auch wenig Lust mich mit dem Motorrad durch das Gewimmel von Menschen in den engen Gassen der Medina zu zwängen. Nehme ich halt ein anderes, sieht eigentlich ganz gut aus und mit ca. 7.50 Euro die Nacht auch recht günstig. An dieser Stelle hätte ich vielleicht doch stutzig werden sollen und mir zunächst das Zimmer zeigen lassen sollen. Ein dunkles feuchtes Loch ohne Fenster mit einer Dusch/Klo Kombination dessen Benützung ich auf ein Minimum beschränke. Duschen wird überbewertet.
Touristisch hat Ed Jadida nicht viel zu bieten und somit dient der Basar nur der Versorgung der Einheimischen mit Dingen des täglichen Bedarfs und eben nicht dem Vertrieb von Souvenirs made in China. Überall wird gekocht und gebraten, Fleisch, Obst und Gemüse lautstark angepriesen. Es wird genäht, gehämmert (wirklich schöne Schalen und Teller aus Kupfer und anderen Metallen getrieben). Auf der Straße entsteht ein Kleiderschrank der einfach zu groß ist für die Werkstatt. Ein paar Hühner lassen ihr Leben: Ein kurzer Schnitt durch den Hals. Bis das Huhn ausgeblutet ist dauert es nur wenige Minuten. Jetzt noch ein heißes Bad und ab in die Rupfmaschine. Schon ist das Tierchen, das eben noch durch den Laden sprang fertig für den Grill.
In der Zitadelle entdecke ich die Zisterne. Auf dem wenigen Wasser spiegeln sich perfekt die Säulen und Kreuzbögen. Als ich am Morgen nochmal mit Stativ bewaffnet auftauche wird mir zwar eindrücklich erklärt, das Fotografieren mit Stativ nicht gestattet wäre aber das ich es dann doch tu stört auch niemanden.
Am Hafen finde ich ein nettes Restaurant. Fischgerichte natürlich und das Beste: Es gibt auch Bier! Alkohol ist in Marokko zwar nicht grundsätzlich verboten aber man muss schon wissen wo er zu haben ist. So musste ich auf das kühle Blonde bisher meist verzichten.
Nach Essaouira ist es nicht ganz so weit zu fahren. Eine malerische Straße entlang der Küste. Lange Strände, hohe Klippen perfekte Kurven. So gefällt mir das.
In Essaouira finde ich diesmal das ausgesuchte Hotel, ein Riad, ein ehemaliges Wohnhaus, das zur Herberge umgebaut wurde entschädigt mich für die letzte Nacht. Richtig schön und mit 27 Euro auch nicht wirklich teuer. Nicht nur die Herberge auch die Stadt könnte sich kaum mehr von Ed Jadida unterscheiden: Essaouira ist ein Touristen Mekka. In der eigentlich auch ganz hübschen Medina reiht sich ein Souvenierladen an den nächsten. Dennoch will ich hier etwas bleiben und vor allem die Umgebung erkunden.
Die umliegenden Strände sind wunderschön. Wegen des ständigen kräftigen Windes zum Baden weniger geeignet aber dafür bei (Kite-) Surfern sehr beliebt.
Der Muezzin ruft um 5 seine Schäfchen erstmals zum Gebet. Nachdrücklich und ausdauernd.
Marokko im Februar klingt ja nicht schlecht. Der winterliche Regen ist schon vorbei und selbst im Süden, in der Sahara herrschen noch erträgliche Temperaturen. Alles gut, wenn man nur schon da wäre.
Verschlafen schaue ich aus dem Fenster: Na super. Über Nacht hat es geschneit! Genau das was man nicht braucht wenn 700km über die Alpen bevorstehen. Aber die Straßen sind Schneefrei. Was soll’s da muss ich jetzt halt durch.
Zwischen null und drei Grad, Schnee und Regen wechseln sich ab. Auf der Alpensüdseite sollte es besser sein und tatsächlich: Licht am Ende des (Gotthard)-Tunnels! Die Sonne scheint und das Thermometer klettert schnell auf 15 Grad. Schon besser.
Die Fähre nach Tanger geht erst morgen Nachmittag und so bleibt mir etwas Zeit für Genua.
Eine Kerze kann ja nicht schaden
Warten auf die Fähre. Nicht jeder Schweller übersteht die Rampe auf die Fähre. Welcome to Afrika!
Auf früheren Fährreisen hatte ich nur ein Bett in einer 4-er Kabine gebucht dabei stets Glück gehabt und die Kabine für mich allein behalten. Das Schicksal wollte ich dieses mal nicht herausfordern. 4 Betten auf 8 Quadratmetern in zwei Etagen. Mehr als eine Zahnbürste sollte man an Gepäck auch nicht dabei haben. Hier möchte ich nicht mal mit 3 Freunden 2 Tage verbringen müssen. Zäh wie Gummi ziehen sich die 48 Stunden Überfahrt.
Endlich in Tangier angekommen sind die Einreiseformalitäten schnell und nahezu unbürokratisch erledigt. Lediglich der Preis für die Motorradversicherung wird eine unangenehme Überraschung. Sie kostet für die 4 Wochen das doppelte wie daheim für’s ganze Jahr!
50 Km sind es vom Hafen bis nach Tangier. Die Autobahn lasse ich natürlich links liegen und genieße die ersten Kurven entlang der Küste. Meine Bleibe in der Medina von Tangier ist nur mit einheimischer Hilfe zu finden. Die Medina ist ein wunderschönes aber vollkommen unübersichtliches Labyrinth von Gassen. Ich bin mir sicher, so bald man sich umdreht werden zudem die Gassen neu arrangiert. Man findet zwar nie wieder zurück aber mir gefällt’s
Ich erfahre, das es im in den Bergen wohl noch einiges an Schnee hat. Nicht ganz unerwartet. So werde ich mich in den nächsten Tagen zunächst mal entlang der Küste auf den Weg in den Süden machen und die Berge für den Rückweg aufheben. Mal sehen wie weit ich komme. Western Sahara? Mauretanien?
Während sich im kalten Deutschland der Winter nicht so recht entscheiden kann ob er nun einziehen will fiebere ich bereits meiner nächsten kleinen Auszeit entgegen.
Die dritte große Motorradreise wird mich wieder nach Afrika bringen. Nur, oder immerhin, 6 Wochen stehen mir zur Verfügung um dieses Land zu entdecken.
Durch meine Erfahrungen aus 5 Monaten Afrika (von Deutschland bis Kapstadt – www.two2cape.com ) gehe ich heute etwas entspannter an die Vorbereitungen. Mein treues “Kälbchen” die BMW F650 GS, inzwischen 7 Jahre alt und auch schon über 60.000km auf der Uhr soll mich wieder begleiten. Auf der Afrika Reise hat sie schon etwas gelitten. Die Ölwanne die mir in Kenia durchgeschlagen ist wurde nicht ersetzt. Die Reparatur mit Epoxyknete hält bombig und macht mir auch keine Sorgen. Nur ein neuer Motorschutz lässt sich an den abgerissenen Dämpfern nicht mehr montieren. Somit wir das was ab Kenia als Provisorium dienen musste optimiert und wieder montiert. Hat immerhin geschätzte 10.000km und einige üble Straßen gehalten, da wird es ein bisschen Marokko auch noch überstehen.
Der in Kenia abgerissene Motorschutz ist nun quer montiert und mit Schlauchschellen befestigt.
Insgesamt werde ich mit deutlich leichterem Gepäck unterwegs sein. Ersatzteile bleiben komplett daheim und auch auf Camping werde ich verzichten.
Die weite Anreise werde ich mit einer Fähre von Genua nach Tangier reifen schonend aber dafür sehr langweilig hinter mich bringen. Blöderweise sind zwischen Gerlingen und Genua aber noch die Alpen, könnte also etwas frisch werden. Wollen hoffen das es Freitag nicht schneit….
Samstag legt dann die Fähre ab, Montag hat Afrika mich wieder 🙂