Ein paar wunderschöne Tage sind unglaublich schnell vergangen.
Dem Motorrad-Offroad Führer folgend machte ich mich auf die Suche nach den richtig schönen Schottenstrecken. Jedoch schon an der ersten Gabelung schickt mich das Roadbook auf die falsche Straße. Das gute daran: als ich schließlich umdrehe kommt mir die BMW F800Gs, die ich gestern schon gesehen hatte entgegen. Wir wechseln ein paar Worte und noch bevor wir auch nur einander Namen kennen fahren wir gemeinsam weiter.
Es wird ein perfekter Tag: Über den höchsten Pass des Anti Atlas Gebirges, überwältigende Landschaften, enge Schluchten, schmale Sträßchen. Ein langer Tag an dessen Ende wir beide glücklich und müde überlegen schon was wir morgen machen können. Das mit der Vorstellung haben wir inzwischen natürlich auch erledigt. Willi ist Fahrlehrer aus München, und so wie ich auf einer etwa 6 Wöchigen Tour durch Marokko. In den nächsten Tagen will er mit Freunden aufs Mountainbike umsatteln. Wesentlich anstrengender aber bestimmt auch sehr schön.
Sein Hotel ist gegenüber dem meinen, kostet nur die Hälfte und ich muss zugeben beherbergt die wesentlich cooleren Gäste. Hier lerne ich auch Tom mit seiner Frau Tanja und dem 9 jährigem Alexis kennen. Der Kleine hat es mir richtig angetan. Selten habe ich einen so aufgeschlossenen und ausgeglichenen Jungen kennengelernt. Tom ist Künstler; fotografiert und malt, was uns was uns Stoff für einige sehr intensive und interessante Gespräche auf der Hotelterrasse bietet.
Zwischenzeitlich machen Willi und ich uns nochmal mit den Mopeds auf. In der Nähe gibt es einige imposante Granitfelsformationen, die in den Neunzigern ein belgischer Künstler bunt angemalt hat. Diese wollen wir als Kulisse für ein paar spektakuläre Aufnahmen machen.
Das Ergebnis ist zwar nicht ganz so spektakulär aber Spass gemacht hat es allemal. Allein mein Motorschutz, der letztes Jahr in Kenia aus seiner Verankerung gerissen wurde (mit anschließendem durchschlagen der Ölwanne) bleibt schon wieder auf der Strecke. Die originale Befestigung war damals ausgerissen. Der Schutz wurde darauf provisorisch mittels Schlauchschellen wieder befestigt. Wieder Zuhause hatte ich das Provisorium etwas optimiert und zum Faktum erklärt. So richtig viel hält die Konstruktion aber nicht aus. Also gibt es am Nachmittag erstmals was zu basteln. Bei Willi verliert ausserdem das Vorderrad etwas Luft und der hintere Reifen hat einen kleinen Riss. Die „Reparatur“ des Risses dürfte wohl eher kosmetischer Natur sein aber der Vorderreifen ist am Ende wieder dicht.
Tags darauf macht Willi sich auf den Weg nach Agadir um seine Freunde zu treffen, auch Tom und seine Familie wollen sich langsam wieder in Bewegung setzen und so breche auch ich meine Zelte ab. Es waren vier wunderbare Tage in Tafraout. Vielen Dank euch allen dafür!
Das nächste Ziel ist Marakkesh. Taroundannt als Zwischenstation klang im Reiseführer spannender. Am Horizont sehe ich schon die Schnee bedeckten Gipfel des Hohen Atlas – immerhin. Ich finde mich in Taroudannt aber nicht so recht zurecht, kann kein gescheites Hotel finden hab gleich wieder einen „Führer” am Hacken, der doch nur wieder Geld will und nicht los zu werden ist. Nun ja, als nächstes kommt das berühmte Marakkesh. Das wird bestimmt besser – dachte ich.
Der Morgen begrüßt mich grau und trüb. Vom Atlas ist nichts mehr zu sehen. Unterwegs packe ich sogar wieder meine Winterhandschuhe aus. Es ist kalt. Schade, gerade heute wo ich das Gebirge überquere. Aber Petrus (oder wer auch immer im Islam für das Wetter zuständig ist) hat ein einsehen. Als ich den Fuß des Gebirges erreiche klart es auf und ich kann eine phantastische Passtrasse bei strahlendem Sonnenschein und sehr angenehmen Temperaturen passieren.
Auf der Passhöhe treffe ich eine Gruppe Italiener die auf einer einwöchigen, geführten Tour sind. Sie wollen ihre Reise heute in Marakkesh beenden. Ich hole mir einige Tips für meine Weiterreise. In der Stadt habe ich noch kein Hotel ausfindig gemacht . Der Führer der Gruppe kennt sich aus und natürlich darf ich mich ihnen anschließen. Die Gruppe ist recht langsam unterwegs, ich halte immer wieder für ein Foto so das wir halbwegs in der selben Geschwindigkeit ins Tal fahren. Unten angekommen sind sie jedoch plötzlich weg und tauchen auch nicht wieder auf.
Fahre ich halt doch allein nach Marakkesh und ein Hotel werde ich schon finden. Letzteres gestaltet sich sehr mühsam. Die Hotels die ich sehe sind alle sehr teuer. Ich verfranse mich total in der Medina, lande in den engsten Gassen. Das Motorrad passt kaum zwischen den Souvenierständen hindurch. Auf die „Helfer“ die doch bloß wieder Geld haben wollen habe ich kein Lust und so wird die Hotelsuche zur echten nerven Probe. Kurz bevor ich frustriert das Unternehmen Marakkesh abbreche finde ich doch noch ein nettes Riad zu (nach Verhandlungen) halbwegs vernünftigem Preis und mit Garage für’s Kälbchen.
Also ab ins Getümmel, Marakkesh angucken.
Am Abend suche ich mir ein Lokal mit Ausschanklizenz und ertränke meine Enttäuschung in Alkohol. Marakkesh ist ein einziger Touristen Moloch. Der berühmte Djemaa El-Fna Platz hat schon eine gewisse Faszination: Schlangenbeschwörer, Tänzer, Musiker, Affen und Gaukler aller Arten. Dazu die verschiedensten Garküchen. Reize für alle Sinne. An einem Stand wird Schafskopf angeboten. Der einzige Stand an dem nur Marokkaner sitzen. Das probier ich auch. Schmeckt gar nicht mal so schlecht muss ich aber nicht gerade täglich haben.
Ja, klingt alles ganz spannend wenn das nicht alles eine reine Inszenierung für die tausenden von Touristen wäre. Ständig will jemand Geld. Fotografiert man etwas wird sofortige Bezahlung vehement eingefordert. Der Souk (Bazar) ist riesig. Natürlich verlaufe ich mich sofort. Früher muss es hier einmal phantastisch gewesen sein. Heute gibt es in den unzähligen Gassen überall die gleichen Souvenirs.
Morgen werde ich mich von diesem Trubel fern halten, mir lieber einige wenige, hoffentlich nicht so überlaufene Ziele ansehen und dann geht es wieder zurück in die Berge und aufs Land.
Die Landschaft sieht echt fantastisch aus und ich glaube da muss ich auch mal hin.
Freue mich immer auf einen neuen Blogeintrag von dir.
Hi, David, bin via Daniel angekommen und wieder entzückt von deinen Bildern. Ich freue mich auf mehr.
Hallo Barbara. Freue mich das du dabei bist.
Jetzt schreibe ich den Kommentar zum 5. Mal. Immer passt dem Computer irgend etwas nicht. Also ein letzter Versuch. Ich lese regelmässig deine Berichte und freue mich darauf. vom 1.4. -10.4. fahre ich auch nach Marokko.Nilkeutzfahrten machen viele Reiseveranstalter aus Sicherheitsgründen im Augenblick nicht. weiterhin gute Reise, liebe Grüsse Mama
Hallo David,
angesichts deiner Bilder und Erzählungen fehlen mir die Worte.
Bin so fasziniert, dass ich mich in Gedanken verliere und dir nur noch folgen möchte…
Den (imaginären) Hut ziehend,
Nils
vielen Dank für die Blumen!
Ich würde Dich jederzeit mitnehmen!