Wer Marrakech nur auf den Touristischen Trubel in den Souks und am Djemma el Fna reduziert tut der Stadt sicherlich unrecht. Gerade in der Architektur hat Marrakech wirklich viel zu bieten. Ich verbringe den Tag damit durch die Gassen zu streifen, sehe mir den Palast und eine Koranschule an.
Die Kehrseite all des Trubels gibt es natürlich auch:
Für dieses Bild fange ich mir fast etwas Ärger ein. Sowas wird nicht gerne gesehen. Den Kobras und Klapperschlangen der Schlangenbeschwörer geht es sicherlich nicht besser.
Abends geht es wieder auf dem Djemma el Fna denn das gute an diesem Platz ist das Essenangebot am Abend: Dieses mal lasse ich mich von gebratenen Würstchen mit Brot und Salat verführen und weil das allein noch nicht satt macht danach noch eine Suppe. Keine Ahnung was da drin ist aber lecker wars.
Ich denke das wichtigste habe ich gesehen als ich mich tags drauf wieder in die Berge begebe. In Ouzoud, nicht all zu weit von Marrakech entfernt gibt es mal wieder einen Wasserfall zu besichtigen. Damit die Strecke dahin nicht ganz so langweilig ist mache ich einen großen Bogen durch den hohen Atlas. Was als gut ausgebaute Strasse beginnt entwickelt sich mit steigender Höhe zur Schottenpiste. Auf über 2300 Metern wird es reichlich kalt. Dennoch der Schnee schmilzt auch hier aber das Schmelzwasser weicht die ansonsten recht gute Piste zu glitschigem Schlamm auf. Der kleine Umweg wird mit wunderbaren Aussichten um so mehr belohnt.
Ouzoud enttäuscht nicht. Dieses mal ein Wasserfall mit Wasser. Ist ja auch irgendwie schöner. Ich verbringe den Tag damit die Schlucht hinunter zu laufen. Mehr kletternd als laufend bahne ich mir meinen Weg entlang des Flusses. ich will bis zum Ende der Schlucht denn dort soll eine trockene Tropfsteinhöhle sein, die ich noch finden möchte und schließlich auch finde. Die Sonne steht schon tief bis ich zurück an meiner einfachen Herberge bin. Ein schöner aber anstrengender Tag.
Die Nächte sind noch immer sehr kalt. Bei gerade mal 6 Grad starte ich am folgenden Morgen. Es wird wieder Zeit mich gen Süden zu wenden. Dieses mal überquere ich den hohen Atlas über den Tizi-n-Ticka Pass. Auf halber Höhe treffe ich Tony, der gerade dabei ist sich ein Speckstein-Kamel aufschwatzen zu lassen. Wir haben beide das selbe Ziel für den Tag und als wir uns später zum dritten mal treffen fahren wir auch gleich ein Stückchen zusammen weiter.
Das Highlight des Tages ist Ait Ben Haddou. Die sehr gut erhaltene Kasbah diente bereits zahllosen Kinostreifen, darunter Indiana Jones Jagt nach dem Juwel vom Nil, Lawrence von Arabien und Jesus von Nazareth als Kulisse. Heute wird die Kasbah nur noch von ein wenigen, die sich ihr Geld mit Souvenirverkauf verdingen bewohnt. Durch das fast trockene Flussbett des Oued Ounilla erreicht man die von Palmen umstandene Kasbah. die Lehmmauern und Türme ziehen sich malerisch den Hügel hinauf. Ganz oben auf für die gute Aussicht ein verfallener Kornspeicher (Agadir).
In Ouarzazate ist die von Lonely Plante empfohlene einfache aber ordentliche Herberge ist schnell gefunden. Tony zieht, begleitet von meinem müden Lächeln zunächst mal los um nach neuen Motorradhandschuhen zu suchen. Wie Naiv, denke ich, hier Motorradhandschuhe kaufen zu wollen. Eine halbe Stunde später steht er aber tatsächlich mit ein paar nagelneuen Motorradhandschuhen wieder in der Tür. Wer hätte das gedacht? Dieser Erfolg muss mit ein paar Bierchen begossen werden. Wo es Handschuhe gibt muss es auch irgendwo Bier geben. Bei Dimitros gibt es nicht nur Moussaka und Lasagne sonder auch Bier. Kulinarisch halte ich mich aber doch lieber an die einheimische Tagine.
Weiter geht es der Sahara entgegen. Die Straße der 100 Kasbas schlängelt sich entlang des Draa Flusses durch eine tiefe aber breite Schlucht. Ring herum schroffe Felsen, trockene Wüste. Auf der Talsohle sattes Grün von Feldern, Birken und Palmen. 1000 Kasbas ist vielleicht gar nicht mal so sehr übertrieben. Wir verlassen die Hauptstraße und nehmen die parallel verlaufende Schottenstrecke. Von Dorf, zu Dorf, entlang des Flusses gesäumt von Palmenhainen. Die Stecke hat es aber stellenweise ziemlich in sich. Steile Anstiege über grobe Felsen sind mit dem schwer beladenen Kälbchen nicht ganz ohne. So schön solche Straßen auch sein mögen: Die Piste erfordert die volle Aufmerksamkeit. Wer die Landschaft bewundern möchte liegt schnell auf der Nase.
Und wo wir schon beim Thema sind: Tonys Rahmen hat einen riss und wird geschweißt.
Die meisten Kasbahs sind heute aufgegeben. Moderne Häuser entstehen direkt neben den aus Stampflehm und Stroh erbauten Kasbahs. Es regnet zwar nicht oft hier im Süden aber sind die schützenden Dächer einmal eingebrochen „schmelzen“ die Lehmbauten dahin. In ein paar der Ruinen klettern wir herum und versuchen das Spiel aus Licht und Schatten in ein paar schönen Bildern einzufangen.
Das heutige Ziel M’hamid El-Ghiziane liegt nur eine Handvoll Kilometer nördlich der Algerischen Grenze. Das originale Kult-Schild „Timbuktu 52 Tage“ hängt wohl inzwischen in irgend einem Wohnzimmer. IN Zagora und dem südlicher gelegen M’Hamid kamen früher die Kamel Karawanen aus Timbuktu an. Heute sind die Städtchen Ausgangspunkt Sahara Expeditionen aller Schwierigkeitsklassen. Der Turnschuhtourist kann sich für ein paar Tage auf dem Rücken eines Kamels zu den Dünen schaukeln lassen oder mit weniger Belastung für den Magen in wenigen Stunden per Jeep. Im Ort reiht sich eine Reparaturwerkstatt und Service Station für Offroad Trucks an die nächste.
Wir kommen in einem äußerst schönen Camp „Dar Sidi Bounou“ unter. Eine Gruppe deutscher Motorradfahrer mit sehr wüstengängigen, leichten und entsprechend grob bereiften Mopeds ist schon da. Die Gruppe ist mit einem Support Fahrzeug unterwegs, kann völlig ohne Gepäck den Tag genießen und am Abend einen gedeckten Tisch genießen. Nancy, eine ältere Engländerin, die das Camp betreibt kümmert sich fast schon mütterlich um ihr Gäste. Auch nicht schlecht aber nicht mein Stil zu reisen. Das Supportmobil unterstützt nicht nur die Fahrzeuge sondern auf die Fahrer mit Bier und Wein.
Das Camp ist ei Wüstentraum: Dünen im Garten dazwischen Berberzelte und Lehmziegelhütten. In eines der Berberzelte werden zwei zusätzliche Matratzen gelegt und so ist auch für uns noch Platz. Die Nachtruhe stört nur einer von Nancy’s Hunden. Zwei ihrer Hunde haben sich an irgendwas arg den Magen verdorben und zum “Wunden lecken” zurückgezogen. Rex, der dritte im Bunde heult seine Einsamkeit uns Verzweiflung in die Nacht. Es ist wirklich herzergreifend wie er leidet.
Die Sterne leuchten hell vor der Silhouette von Palmen und Sand. Hier gefällt es mir. Wir sind erst spät angekommen und ich will auf jeden Fall noch etwas mehr Saharafeeling als das ich schon morgen wieder abreisen könnte. Tony kennt Wüste aus Australien und durch seine Arbeit als Geologe schon zur Genüge. Ihn zieht es weiter die beiden berühmten Schluchten Dades und Todra zu befahren. So trennen sich unsere Wege wieder. Wer weiss vielleicht trifft man sich ja nochmal irgendwo?
Ganz ohne Gepäck versuche ich morgens in die Sahara vorzudringen. Schon nach wenigen Kilometern verläuft sich die Piste. Einzelne Reifenspuren verschwinden in der Ferne. Ab hier wird nur noch per Kompass gefahren. Immer mehr, immer tieferer Sand und es kommt das unausweichliche: ich komme ins schlingern, und stehe schwups quer zur Fahrtrichtung und so richtig tief im Sand. Die Kombination aus schwerem Motorrad, ungeeigneten Reifen und unfähigem Fahrer ist einfach nicht Sahara Kompatibel.
Also Motorrad ausgraben und zurück. Dann wird das eben ein gemütlicher Tag. Moped, Fahrer und auch dieser Blog könnten ohnehin mal etwas Pflege brauchen.
Hi David,
mit deinen Beiträgen in deinem Blog machst du einem ja den Mund sowas von wässrig auf Marokko, das es bestimmt bei mir auch einmal ein Reiseziel wird.
Mach weiter so 👍👍👍👍
Hallo Bruder,
wie schon bei Deinen vorherigen Reisen, zerfrisst mich die Sehnsucht auch mal loszuziehen. Deine Berichte und Fotos sind einfach klasse. Viel Vergnügen noch bei den Maghrebinern.