Ein Fahrtag nach Midelt über Imilchil steht heute auf dem Plan. Weiter durch den mittleren Atlas vorbei an einigen Seen verspricht weitere schöne Eindrücke. Imilchil ist die meiste Zeit des Jahres nichts weiter als ein nettes Berberdorf. Bis es im September aus aus seinem Schlaf erwacht wenn es während des dreitägigen Heirates-moussem von Besuchern überschwemmt wird. Auf dem riesigen Fest halten einheimische Berber nach der Liebe ihres Lebens ausschau und die umschwärmten Damen zeigen sich von ihrer besten Seite.
Ich hingegen schaue lediglich nach einer Werkstatt aus.
Morgens schon startete das Motorrad nur wiederwillig. Es klang sehr nach schwacher Batterie. Unterwegs fallen dann noch alle Anzeigen aus, der Motor läuft nur stockend. Durchhalten bis Imilchil, dem einzigen Ort im Umkreis von 120km! Die Batterie ist tatsächlich leer. Auch eine Starthilfe will zunächst nicht klappen. Der Mechaniker vermutet das Starterrelais. Nach der gar nicht so unähnlichen Erfahrung in Tansania ( www.two2cape – Das Ende der Safari? ) lasse ich mich aber so schnell nicht vom Offensichtlichen abbringen.
Es wird gemessen und herum probiert. Schließlich funktioniert auch die Starthilfe. Es war wieder nur ein Kontaktproblem. Aber die Diagnose ist eindeutig: Die Batterie ist zwar leer aber ok, wird jedoch nicht mehr geladen. Wahrscheinlich ist der Spannungsregler defekt. Die einzige BMW Werkstatt in der ein Ersatzteil zu bekommen wäre ist in Casablanca, 350km entfernt. Nach dem die Batterie eine Stunde am Ladegerät hing fahre ich genau dort hin.
Auf einmal sind die kurvigen Bergstrecken gar nicht mehr so schön. Ständig Schotter und Schlaglöcher, dann noch eine Baustelle von 60km Länge! Ich will nur noch so schnell wie möglich raus aus den Bergen, auf die Autobahn und nach Casablanca. Dann läuft mir doch noch so ein blödes Huhn ins Moped. Anhalten kann ich nicht. Wer weiss ob der Motor dann wieder startet. Die Elektronik ist jedenfalls schon wieder tot. Das Huhn auch.
Um Strom zu sparen hab ich den Scheinwerfer abgeklemmt. Um halb 8 zwänge ich mich ohne Licht und mit fast leerem Tank (zum Tanken müssten ich dem Motor abstellen) durch den Großstadtverkehr. Auch dem Navi ist inzwischen der Strom ausgegangen. Seine Versorgung durch die Batterie musste ebenfalls eingespart werden. Völlig entnervt und hungrig finde ich schließlich ein akzeptables Hotel. Morgen zu BMW. Die werden’s schon richten.
Der Tag vergeht mit warten und endet mit der schlechtesten aller möglichen Resultate: Es ist die Lichtmaschine. Die kostet nicht nur 1300 Euro sondern ist auch nicht in Marokko vorrätig. Man könnte sie zwar aus München bestellen aber das dauert mindestens eine Woche.
Ich wäre aber nicht in Afrika wenn das jetzt das Ende der Safari wäre. Der Chef der Motorradabteilung in der BMW Niederlassung hat noch einen Vorschlag: Die Lima aus einem neuen Motorrad aus- und bei mir einbauen. Das wird zwar auch nicht billiger aber ich bin schon morgen wieder auf der Straße.
So machen wir das und ich sehe mir inzwischen Casablanca an.
Na, da war die Verpackung in der Tat wohl nichts. Kostet zwar Zeit und Nerven, doch es geht ja weiter. Ich drück’ die Daumen, das ansonsten alles weiter gut geht.